Muss man immer den gesamten Lebensweg und alle Umweltauswirkungen untersuchen? –NEIN – Ersteller legen selbst fest, wo der Fokus liegt z.B. Wasser, CO2… und auch welche Lebensphasen für sie relevant sind und auch wie genau berechnet werden soll. Hersteller kennen ihr Produkt und wissen, wie es hergestellt und verwendet wird. Hier sind die Vorgaben der Berichterstattung recht flexibel, sie sollten nur einen Standard erfüllen z.B. die DIN 14040/14044.
Vielleicht sind Sie Zulieferer, wie im nachfolgenden Beispiel eines Knopfs aus schwäbischer Produktion für eine Hose. Diese Konstellation, dass das eigene Produkt nur einen sehr kleinen Einfluss auf die Gesamtemission hat, trifft für viele kleine und mittelständische Unternehmen zu. Von ihnen werden nur wenige Daten erfragt, diese fließen dann in die Ökobilanz, wie in diesem Beispiel, die des Hosenherstellers ein. Rohmaterialgewinnung, Produktion, Vertrieb, Nutzung, Wiederverwertung und letztlich die Entsorgung umspannt den gesamten Erdball. Die Umweltauswirkungen können in den verschiedenen Lebensphasen sehr unterschiedlich sein und ihnen liegen oft Schätzungen zugrunde.

Eine gut verarbeitete Hose kann über mehrere Jahre oder sogar Jahrzehnte halten – die Qualität von Knopf und Reißverschluss wirkt sich also direkt aus. Getragen wird sie aber längst nicht so lang. „Anstatt auf die Reparatur oder Aufarbeitung von Kleidung zu setzen, sortiert jeder zweite Deutsche rigoros aus. Hosen überleben im Höchstfall drei Jahre im Kleiderschrank, allerdings sortiert sie jede zweite Person schon innerhalb des ersten Jahres aus„.1 Knapp die Hälfte der Deutschen wäscht 2-6 mal in der Woche, wie eine Umfrage aus 2019 der Firma Mintel zu globalen Konsumtrends ermittelt hat. 2 Nach der bvse-Studie (Branchendachverband der Recycling- und Entsorgungswirtschaft) von 2020 „Konsum, Bedarf und Wiederverwendung von Bekleidung und Textilien in Deutschland“ werden rund 88% der Alttextilien verwertet. Rund 12% gehen in die Verbrennung (Ersatzbrennstoffe, Beseitigung). Über die Hälfte (62%) wird als Secondhandkleidung wiederverwendet, rund 14% werden zu Putzlappen und Dämmstoffen verarbeitet und etwa 12% gehen ins Faserrecycling.3
Für weitere Informationen zur Ökobilanz einer Hose sei auf eine Masterarbeit an der Hochschule Bochum 2020 zur Ökobilanz einer Jeans verwiesen.
An diesem Beispiel sehen Sie, wieviel Arbeit und Ungenauigkeiten in einer Ökobilanz stecken können. Daher ist es sehr wichtig sich darüber klar zu werden, wofür man eine solche Bilanz verwenden will und dann den Fokus auf die Dinge zu legen, die wesentlich beitragen und oder zu beeinflussen sind – und um beim Beispiel zu bleiben: der Knopf ist es nicht.
- https://www.fashion-insider.de/92550/lebensdauer-von-kleidung/ ↩︎
- https://www.rw-textilservice.de/studie-9-von-10-frauen-tragen-hauptverantwortung-fuers-waeschewaschen-338269/ ↩︎
- hhttps://www.bvse.de/dateien2020/1-Bilder/03-Themen_Ereignisse/06-Textil/2020/studie2020/bvse%20Alttextilstudie%202020.pdf ↩︎